Politischer Amok
Mit der Petition soll erreicht werden, dass künftig ausufernde Beschimpfungen seitens der Politik gegen Videospiele-Konsumenten geahndet werden, und eine bessere Aufklärung über das Medium Videospiel in der Öffentlichkeit betrieben wird. Weiter soll sich der amtierende bayerische Innenminister Joachim Herrmann in der Öffentlichkeit für seine verunglimpfenden Äußerungen gegenüber Videospiel-Konsumenten entschuldigen. Parallel zu dieser Petition wird ein offener Brief veröffentlicht, der im Namen aller hier Unterzeichnenden vorerst nur zur Kenntnisnahme an diverse Stellen der Politik und Presse geschickt wurde (siehe Anhang). Anlage: Sehr geehrte Damen und Herren, nach den Ereignissen der letzten Wochen fühlen wir uns genötigt, eine Stellungnahme zu den öffentlichen Anschuldigungen seitens der Politik zum Thema „Killerspiele“ zu beziehen. Zeitgleich mit dem Erstellen dieses Briefes wurde eine Petition im Internet gestartet, die belegen soll, welch eine Masse mündiger, spielender Bürger aus Deutschland sich durch die populistischen Äußerungen und Forderungen der letzten Zeit angegriffen und entwürdigt fühlt. Ja, entwürdigt. Lt. Pressemitteilung vom 31.03.09 durch den amtierenden bayerischen Innenminister Joachim Herrmann sind alle Bürger, die Computerspiele konsumieren, gleichzusetzen mit Drogenabhängigen und Pädophilen. Damit haben die Äußerungen seitens Politikern und anderen hochrangigen öffentlichen Persönlichkeiten ein Ausmaß angenommen, das so nicht länger hingenommen werden darf und kann. Wir erlauben uns in Bezug darauf, kurz auf das geltende Grundgesetz aufmerksam zu machen: Artikel 1 (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Artikel 2 (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2)Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden. Sicher hat Herr Herrmann ebenfalls das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber wenn diese Meinung eine ganze Bevölkerungsschicht auf Grund herbeigezogener, unsachlicher Behauptungen ungerechtfertigt kriminalisiert, dann muss man ihm leider die Kompetenz absprechen, weiterhin als politisches Organ tätig sein zu dürfen. Auch andere öffentliche Äußerungen der letzten Zeit, nach denen Videospiele für Amokläufe verantwortlich gemacht wurden, und in Folge dessen bereits diskutiert wurde, ob man diese verbieten solle, sind ein Schlag ins Gesicht Ihrer Bürger und einer ganzen Industrie. Als Ursache für derart absurde Forderungen sind wahrscheinlich mangelnde Medienkompetenz und Populismus im Zuge des Wahlkampfes in Betracht zu ziehen. Ein Verbot von Videospielen im Allgemeinen bedeutet gleichzeitig Zensur. Wie kann man in unserer Demokratie ungestraft Zensur fordern, wenn das Medium, das verboten werden soll, in keiner Weise illegal ist oder gegen das Grundgesetz verstößt So lang niemand das gern verwendete Wort „Killerspiel“ angemessen definieren kann, sollte man stattdessen auf Aufklärung setzen. Vielen Politikern scheinen unsere Gesetze gar nicht geläufig zu sein. Die Bundesrepublik hat bereits umfassende Maßnahmen ergriffen und Jugendschutzgesetze erlassen, die verhindern sollen, dass Jugendliche unter 18 Jahren Zugang zu gewalthaltigen Medien bekommen. Um die Einhaltung dieser Gesetze zu sichern, wurden die USK und die BPjM mit umfassenden Richtlinien ins Leben gerufen, die es u.a. ermöglichen, entsprechende Medien sogar vollständig zu indizieren und somit ein Verkaufsverbot an Jugendliche innerhalb Deutschlands erwirken können. Somit ist es auf legalem Weg überhaupt nicht möglich, gewaltverherrlichende Spiele in Deutschland zu beziehen. Unser Beileid an die Angehörigen der Opfer von Winnenden, ebenso an die Angehörigen früherer, ähnlich gearteter Gewaltverbrechen. Gerade aus Respekt vor den Opfern empfehlen wir, dass die Politik in Zukunft besser versuchen sollte sachlich zu bleiben und nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. Angenommen, Videospiele würden verboten werden, würde eine derartige Maßnahme keine Gewalttaten diesen Ausmasses in Zukunft verhindern können. Was würde danach als nächstes verboten werden So ein Verbot wird niemandem helfen- ganz im Gegenteil. Hier hilft nur die Ursachen zu bekämpfen, um zukünftig nachhaltig solche Verbrechen zu verhindern. Es ist viel mehr die Gesellschaft gefordert, sich mit diesem neuen Medium besser vertraut zu machen. Die Politik sollte geeignete Maßnahmen zur besseren Aufklärung ergreifen. Und andere Massenmedien wie die Tagespresse, Radio und Fernsehen sollten eine differenziertere Berichterstattung abliefern, anstatt die Bevölkerung ständig mit falschen Informationen zu verwirren und hinters Licht zu führen. Hochachtungsvoll, Ihre videospielenden Bürger
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